"Engel der Nacht – Rette mich" von Becca Fitzpatrick

Titel: Rette mich 

Reihe: Engel der Nacht #3 (Quadrologie)

Autor: Becca Fitzpatrick

Verlag: Goldmann
Übersetzer: Sigrun Zühlke

Die letzten fünf Monate ihres Lebens sind wie ausgelöscht. Nora Grey kann sich an rein gar nichts mehr erinnern. Nicht einmal an ihre große Liebe Patch. Sie weiß nur, dass sie eines Abends auf dem Friedhof neben dem Grab ihres Vaters aufwachte, ohne zu wissen, wie sie dort hingekommen war. Ihre Mutter und ihre beste Freundin Vee scheinen mehr zu wissen, wollen jedoch nichts preisgeben. Und dann findet sie eines Morgens einen Zettel auf ihrem Bett, auf dem steht: »Nur, weil du zuhause bist, heißt das noch lange nicht, dass du dich sicher fühlen kannst.« Droht ihr jemand, oder soll es eine Warnung sein? Wer ist in ihr Zimmer eingedrungen? Und was ist in den letzten Monaten passiert?

Zu Anfang möchte ich erst einmal die eventuell aufgekommene Frage klären, wie man dazu kommt, eine Quadrologie mit dem dritten Teil zu beginnen. Ich war im Buchladen, habe mich aufgeregt, dass es dort nur zweite Bände gibt und mich über diesen "ersten" Band gefreut. Zuhause habe ich dann damit angefangen und hatte ihn nach zwei Tagen durch. Irgendwo auf der Hälfte ist mir aufgefallen, dass "Rette mich" eigentlich der dritte Teil sein soll. Mit wenig Achtsamkeit und vielen blonden Harren ist einiges zu schaffen!

Selbst wenn man früher schon ab und an von dem Buch gehört hat – gereizt hat es mich noch nie, aber das kann auch daran liegen, dass der erste Teil so langweilig klang *grins*. Umso mehr hat es mich gewundert, dass ich schon von Anfang an in der Geschichte gefangen war und sie mich von der ersten Seite an mitreißen konnte. Der Leser wird im Prolog in eine Szene geworfen, die ihm quasi alles verrät, was der Protagonist im Laufe des ganzen Buches herausfindet – meiner Meinung nach ist das etwas fragwürdig, aber ich muss sagen, dass es trotzdem kein bisschen langweilig geworden ist. Man kennt also von Anfang an den Bösewicht und leidet richtig schön, wenn man auf der ersten Hälfte des Buches sieht, wie Nora, die Hauptprotagonistin, ständig mit ihm zu tun hat. 

Inhaltlich hatte ich keinerlei Probleme, dem Geschehen zu folgen, denn trotz kleiner Unklarheiten die Definitionen "Nephilim" und "gefallener Engel" betreffend, die die Autorin eben von Teil 1 und 2 voraussetzen kann, handelt das Buch davon, dass Nora alles vergisst, was in Band 1 und 2 passiert ist (hier lag mein Triumph^^) und die Geschichte sozusagen von Neuem beginnt. Man lernt mit ihr also Personen kennen, denen sie schon lange bekannt ist und findet Stück für Stück die Wahrheit heraus. Diese Wahrheit ist genial durchdacht, hat einige Wendungen (wenn auch nicht übermäßig überraschende) und macht das Lesen wirklich durchgängig spannend. 

Am aufregendsten fand ich aber natürlich die Szenen mit Jev, ganz klar, denn die Autorin hat mit ihm mal wieder einen echten Romeo geschaffen, dessen Art man eigentlich nur verfallen kann. Vielleicht hat sie ab und an etwas zu dick aufgetragen, aber wen stört das heutzutage noch? Nora war eine wirklich erträgliche (!) Protagonistin, was eben heutzutage eher seltener vorkommt. Manchmal hatte zwar auch sie ihre Macken, aber eigentlich ist sie mir nie so richtig auf die Nerven gegangen, im Gegenteil zu manch anderen Protagonistinnen in letzter Zeit. 

Was den Schreibstil angeht, kann ich eigentlich keine sonderlich herausragende Merkmale finden, aber mir gefällt er sehr gut, denn er ist weder zu flach noch zu geschwollen. Man merkt aber trotzdem, dass das Buch dem Genre Romantasy angehört und nicht etwa Reality/CYA. Er passt dazu. Extrem unpassend dagegen finde ich den Titel des Bandes, Rette mich. Theoretisch muss sie nämlich überhaupt nicht wirklich gerettet werden, deshalb ist der Titel viel zu dramatisch und fehl am Platz. Der Name  der Reihe, Engel der Nacht, würde so gesehen zwar passen, ist aber nicht der Kreativste und die Nacht kann ich noch nicht ganz nachvollziehen. Der/Das Cover ist aber meiner Meinung nach okay, es zeigt eben einen Engel mit einem Mädchen in der Hand. Naja. Überraschung. Und nein, es gibt die Szene nicht im Buch. 

Insgesamt mag das alles zwar hier und dort etwas skeptisch klingen, aber ich muss eben sagen, dass mich das Buch wirklich gut unterhalten hat, ich extrem mitgefiebert habe, mich sehr gut eingefunden habe und dass mich viele Charaktere positiv überrascht haben. Außerdem hängen mir Engel noch nicht so sehr aus dem Hals heraus wie Vampire, schon allein deswegen gibt es ein Sympathieplus.

Also: Wer ein Buch mit angenehmen Charakteren, bleibender Spannung und ziemlich mitreißender Liebesgeschichte sucht, das unterhaltsam ist und dessen Inhalt man nicht schon auswendig vorbeten kann, liegt mit Rette mich ziemlich gut. Mein besonderer Insider-Tipp: Band 1 und 2 einfach weglassen! ☺